Schritt für Schritt Anleitung zum Umstieg auf Linux

Nachdem ich ja schon einige spezielle Linux Distributionen für Musikstudios vorgestellt habe, wollte ich mal sehen, wie weit ich mit den normalen Distributionen komme. Dafür habe ich mit Ubuntu und Linux Mint experimentiert. Letztendlich habe ich mich für Ubuntu 24.04 LTS entschieden. In Zeiten, wo Windows 10 bald nicht mehr unterstützt wird, Windows 11 aber gar nicht auf allen Rechnern installierbar ist und Microsoft, aber auch Apple, immer mehr Daten abgreifen, sollte man sich den Um- oder Einstieg überlegen. Hier geht es nur um den Umstieg von Windows zu Linux. Aber auch MacOS Benutzer können auf Linux umsteigen, indem sie Darling anstelle von Wine nutzen.

Ich werde versuchen, diese Anleitung so verständlich wie möglich zu gestalten, allerdings komme ich um einige Fachbegriffe aus der Linux Welt nicht herum.

In den Studio Versionen von Linux ist Ardour als DAW enthalten. Da es aber um den Umstieg von Windows, oder MacOS geht, werden die Meisten sicher eine andere DAW bevorzugen. Reaper und Bitwig bieten native Versionen für Linux an, ebenso wie Waveform von Tracktion. Wer Garage Band, oder Logic Pro X unter MacOS verwendet, muss wohl auf andere Software umsteigen, oder versucht es mit Darling zum laufen zu bekommen.

Zunächst müssen wir uns eine ISO Datei der Linux Version besorgen, die wir installieren wollen. Wer sich nicht sicher ist, kann verschiedene ausprobieren, denn Linux kann vom USB Stick aus laufen, auf den die Linux Version mit dem kostenlosen Tool Balena Etcher bootfähig gemacht haben.

Also erst einmal testen und dann entscheiden, was auf dem Rechner installiert werden soll. Da gibt es die Möglichkeit Linux neben Windows, oder MacOS zu installieren, vorausgesetzt, die Festplatte hat die nötige Kapazität. Hat man zwei Festplatten, kann man Linux auch auf die zweite Platte installieren. In beiden Fällen wird Linux einen Bootloader installieren, mit dem man aussuchen kann, welches Sytem gestartet werden soll. Die dritte Möglichkeit besteht darin, das man die Festplatte komplett löscht und Linux alleine installiert.

Ist Linux installiert, müssen einige Helfer dazu installiert werden:

Wine: Das ist die Brücke zwischen Linux und Windows, die es ermöglicht, Windows Programme unter Linux zu nutzen. Für Ubuntu ist der Link dieser: https://wiki.winehq.org/Ubuntu

Hier müssen alle Befehle der Reihe nach abgearbeitet werden. Als letztes wird das Staging Paket installiert. Danach holen wir uns aus der Paketverwaltung (Pakete heißen in Linux die Programme) Zunächst Wine und danach Q4Wine. Für Andere Linux Varianten gibt es ebenfalls die passenden Wine Pakete.

Flathub: Flathub ist ein Paket Manager, den wir zusätzlich zum Ubuntu eigenen dazu installieren. Auch hier folgen wir den Befehlen auf der Webseite: https://flathub.org/setup/Ubuntu

Nach erfolgter Installation haben wir einen kleinen Koffer in den Anwendungen, mit Namen Flatpack. Hierüber laden wir das Wine und Q4Wine Paket herunter.

Wenn man Windows VST Plugins in Linux nutzen will braucht man noch ein weiteres Programm, welches diese quasi übersetzt. Hierfür gibt es mehrere Anwendungen: Yabridge, LinVST und Carla.

Das braucht man aber nur, wenn man die Plugins für eine native DAW nutzen will.

Yabridge: Das Programm hat den Vorteil, das es auch Drag&Drop unterstützt. So kann man beispielsweise Pattern aus MT Power Drum in eine Spur ziehen. Wenn man allerdings nur mit einer Windows DAW, wie zum Beispiel Cakewalk by BandLab arbeiten will, kann man auf Yabridge verzichten.

Die TAR.GZ Datei gibt es hier. Nach dem entpacken, werden die beiden Ordner nach .Local/ verschoben.

Cakewalk:Ich habe mich bei diese Anleitung für Cakewalk by BandLab entschieden. Cakewalk gehört, neben Cubase und Digital Performer, zu den ältesten am Markt existierenden DAWs. BandLab hat die Rechte an Cakewalk übernommen, nachdem Gibson die Software quasi in die Tonne geworfen hatte. Neben der kostenlosen Version, kann man Cakewalk Sonar auch kaufen. Diese Version wird auch weiter entwickelt und supported. Ein Umstieg von Cakewalk auf Sonar ist also möglich. Allerdings überschreibt Sonar nicht die kostenlose Version, sondern wird separat installiert.

Die Installation mit Wine ist etwas umständlich, denn der Assistent von BandLab lässt sich nicht öffnen. Also machen wir den Download direkt von der Webseite: https://www.bandlab.com/products/cakewalk

Nach der Installation muss die Software registriert werden. Hierzu braucht man einen Account. Da sich der BandLab Assistent nicht öffnen lässt, muss die Software offline registriert werden. Dazu geht man unter dem Reiter „Hilfe“ auf „Offline Registrierung“ und wählt den Export einer Datei aus. Bevor diese Datei gespeichert wird, erscheint ein Eingabefeld, in das man seinen Benutzernamen eingeben muss. Dieser fängt mit „@user“ an, gefolgt von vielen Ziffern. Wer sich nicht sicher ist, kann auf der BandLab Webseite in seinem Account nachschauen. Dann packt man die Datei auf einen USB Stick und kann über die Webseite: https://discuss.cakewalk.com/topic/69413-cakewalk-product-center-version-100051/ das Cakewalk Product Center herunter laden. Dieser muss auf einem Windows Rechner installiert werden, da er unter Linux nicht funktioniert. Hier wird nun online die Datei angegeben und man erhält eine Datei zurück, die dann in Cakewalk eingespeist und die Software aktiviert wird. Man ist natürlich nicht auf Cakewalk by BandLab angewiesen, sondern kann auch eine, oder mehrere andere DAWs installieren. Das funktioniert sogar mit älteren Versionen, die unter Windows 10, oder 11 gar nicht mehr laufen. Ich habe es mit Magix Samplitude MX Studio getestet und es lief. Studio One von Presonus gibt es ja schon für Linux, allerdings erst in der Beta Version. Die aktuelle Version für Windows 6.xx lässt sich nicht installieren und die Version 5.xx bereitet, ja nach Grafikkarte, Probleme. Der Bildschirm flackert und die Benutzeroberfläche wird nicht richtig angezeigt.

Native Instruments: Native Access 2 läuft nicht unter Linux, deshalb muss Access 1.1.4.1 verwendet werden. Hier der Link zum Download. Egal,ob man die Vollversion von Kontakt 7, oder den Kontakt Player verwenden will, sollte man die Libraries vor dem Umstieg auf Linux auf eine externe SSD mit USB 3 Unterstützung speichern, den Kontakt kann man unter Linux direkt installieren, die Libraries aber nicht. Hinzu kommt, das man nicht die allerletzte Version von Kontakt installieren kann, was aber nur ins Gewicht fällt, wenn man Libraries hat, die diese neuste Version benötigen. Bei der Installation will sich Microsoft Edge WebViewer 2 installieren. Wenn sein Download fertig ist, kann man die Installation abbrechen, denn diese funktioniert nicht und man braucht das Programm auch nicht.

 

Ich hoffe diese Anleitung hilf dem einen, oder der anderen beim Umstieg.

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